Polyamorie damals und heute: Darf ich nur eine(n) lieben?

Ein schönes Interview mit Prof. Dr. Ulrich Clement zum Vergleich von Polyamorie damals (68er) und heute.

"Clement: Die Dialektik ist eine andere. Damals ging es um Widerstand: Das Freiheitsstreben richtete sich gegen gesellschaftliche Repressionen, gegen konservative, auch religiös geprägte sexualfeindliche Normen wie beispielsweise das Tabu von vorehelichem Sex. Etwas, von dem man heute kaum mehr weiß, was es ist. Auch Homosexualität war indiskutabel. Es gab also eine klare Gegnerschaft zwischen der dominanten, repressiven Moral einerseits und dem rebellischen Impuls der 68er-Bewegung andererseits. Solche klaren Gegnerschaften bestehen heute nicht mehr. Unser gesellschaftlicher Hintergrund ist vielmehr pluralistisch. An die Stelle einer eindeutigen und dominanten Moral, die einem sagen würde, wie man zu leben hat – jedenfalls was die Sexualität betrifft – , ist eine moralische Vielfalt getreten, manche würden möglicherweise Beliebigkeit sagen. Die Schwierigkeit besteht heute darin, angesichts des vielen, was man darf, das zu finden, was man will. "

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